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AVIVA-BERLIN.de im Mai 2024 - Beitrag vom 24.08.2012


Woman in Tech Day auf der Campus Party Europe in Berlin
Martina Wagner

Geekettes aus aller Welt kamen zusammen – darunter auch Keren Elazari aus Israel. Die Datensicherheitsexpertin und leidenschaftliche Hackerin ermutigt andere Frauen darin, sich mit Cyberpunk, ...




... Computersicherheit, Hacking und zu beschäftigen.

Der Women in Tech Day fand gestern, am Donnerstag, den 23. August 2012 erstmalig auf de Campus Party Europe in Berlin statt. Dort präsentieren sich speziell an einem Tag Rednerinnen, Entwicklerinnen und Unternehmerinnen aus ganz Europa mit Themen zu Nano- und grüner Technologie, zu Musik, Audio und Design, zu Social Media, Robotik u.v.m. In den Vorträgen bekamen Besucher und Besucherinnen einen Einblick in die Arbeit und Projekte der "Women in Tech" und es wurden Erfahrungen und Netzwerke geteilt. Diskutiert wurden kleine und große Ideen zu Gleichstellung und Gender Diversity und vor allem das, was mensch in der Technikbranche verändern und verbessern kann.

Keren Elazari aus Tel Aviv war mit dabei. Sie hielt einen Vortag zu "Cyberpunk – From Fiction to Past". Denn die Datensicherheitsexpertin ist auch leidenschaftliche Hackerin. In ihrem Vortrag über Cyberpunks referiert sie über ihre Vorlieben von Romanen wie William Gibsons "Neuromancer", aber auch den Ursprüngen wie Stanislaw Lems "Futurologischer Kongreß", dem Film "Metropolis", das japanischen Animé "Ghost in the shell" bis hin zum Cyber-Kultfilm Matrix. Ihre Vorlieben für Hacker und Cyberpunk gewinnt die Israelin schon im Jugendalter: "Als ich den Film ´Hackers´ mit Angelina Jolie als coole College-Hackerin Acid sah, wusste ich: genau so will ich werden". Und tatsächlich sieht sie auch ein bisschen so aus mit ihrem Outfit und ihrer Erscheinung. Stolz erzählt sie, dass sie sogar für ein israelischen Cyber-Punk-Game Modell stand, was dann aber nicht auf den Markt kam.

Aufgewachsen in einem sehr liberalen und modernen Elternhaus, wie sie in dem gestrigen Interview betonte, bekam sie schon sehr früh einen Computer, mit dem sie sich Tag und Nacht beschäftigte, und entschied sich später dann für das IT-Studium. Mittlerweile ist sie Dozentin und gefragte Sicherheitsexpertin in Israel aber auch in den USA. Sie beschäftigte sich intensiv mit der Entwicklung von innovativen Methoden und Werkzeugen, um Cyber-Attacken abzuwehren. Derzeit unterrichtet sie an der Singularity-Universität in Mountain View, Kalifornien, StudentInnen zu Sicherheitsthemen. Das unter anderem von Google gesponserte Non-Profit-Institut konzentriert sich auf Zukunftstechnologien, ein Teil davon ist die Cyber-Abwehr. Mittlerweile ist sie dadurch international bekannt und wurde sogar zur DLD Woman-Veranstaltung des Burda-Verlages nach München eingeladen. "Die deutschen Medien mögen mich, obwohl ich nie ein braves Mädchen war", sagt sie lächelnd.

Nach Berlin kommt sie öfters – aus beruflichen Gründen und will sich beim nächsten Mal in auch mit dem Chaos Computer Club und deren Haecksen in Verbindung setzen. Außerdem möchte sie zum Chaos Communication Congress im kommenden Dezember in Berlin als Referentin auftreten. Aber auch bei dem weltweit größten Hackertreffen wie Defcon in Amerika ist sie schon seit Jahren gern gesehener (weiblicher) Gast. "Am Anfang war es schwierig und ich habe mich nur mit einer Gruppe von bekannten Menschen umgeben, aber mittlerweile bewege ich mich da völlig ungezwungen und sicher - auch wenn einige Nerds oftmals sehr rüde sind. Wie überall gibt es auch in der Hackerszene schwarze und weiße Schafe- viele von ihnen bewegen sich aber in einer Grauzone." Dennoch ist sie von diesem Gebiet immer noch fasziniert wie in Jugendzweiten: "Wir leben im Zeitalter der Cyber-Spionage. Hacking birgt ein großes Potenzial zur Veränderung – doch in dieser Welt bleiben Frauen meist außen vor. Das muss sich ändern", meint sie und fügt hinzu: "In Israel haben Frauen eine stärkere Position im öffentlichen Leben: sie sind im Militär, als Ingenieurinnen und auch als Pilotinnen tätig. Alle Berufe stehen offen. Das gibt uns auch im IT-Bereich eine gute Basis, obwohl auch dort noch nicht alles für Frauen optimal ist, wie weltweit eben. Aber wir werden es schaffen: wir müssen nicht nur die gläserne Decke durchstoßen, sondern in der IT die gläserne Firewall!"

Sie hat es bereits geschafft. Denn die Israelin ist seit über als zehn Jahren für diverse große Firmen und Regierungsorganisationen tätig und hilft, sie vor Hackerangriffen zu schützen. Dabei ist sie gerade einmal 30 Jahre alt. Doch schon mit neun Jahren hatte sie ihren ersten Computer und begann bald, sich mit dem Hacken zu beschäftigen. "Das macht nicht nur Spaß, es hat ein riesiges Potenzial zur Veränderung", erklärte sie auf dem Campus und fordert gleichzeitig mehr Hackerinnen weltweit: "Als Hackerin bringt man ein System dazu, das zu tun, was man möchte – damit kann man viel erreichen." Bei der Campus Party möchte sie andere Frauen ermutigen, sich mit Computersicherheit, Hacking und Cyberpunk zu beschäftigen. Sie begann damit früh auf Communities und Netzwerken: "Wer zuhause sitzen bleibt, braucht sich nicht wundern, wenn nichts passiert. Nur wer rausgeht und von anderen lernt, kann erfolgreich werden".

Es gebe inzwischen mächtige Frauen in Unternehmen und in der Politik und auch Mentorinnenprogramme und Frauen-Business-Netzwerke, aber in der Cyber-Welt mit ihrer "neuen Form von Macht" blieben sie außen vor. Dabei gibt es Vorbilder – so wie Heldinnen in der Science-Literatur oder in Filmen. Doch auch diese Konzepte und Ideen sind mittlerweile etwas veraltet, gesteht sie und es seien auch meist Männerfantasien. Und weil die Umsetzung weiblicher Zukunftsvisionen im Web 2.0. noch auf sich warten lässt, schreibt sie in ihrer Heimat Tel Aviv nun selbst einen Cyber-Roman – natürlich mit einer Frau in der Hauptrolle.
Weitere Infos unter:

berlingeekettes.com

www.digitalmediawomen.de

www.campus-party.eu

www.campus-party.eu/2012/security.html#Keren



Text und Foto: Martina Wagner www.medienarbeiten.de, www.medienarbeiten.de/blog


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Beitrag vom 24.08.2012

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